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Sternzeichen Fische

20. Februar - 20. März

We're just two lost souls,
Swimmin' in a fish bowl

(David Gilmour, Pink Floyd)


Die Fische

Fische Widder und Fische: Anfang und Ende des Tierkreises, Anfang des Yang und Ende des Yin im Schöpfungsprozess. Widder ist das erste Zeichen, Fische das letzte, und dementsprechend grundverschieden sind sie auch. Gilt der Widder als ein Zeichen mit ausgeprägtem Ego, so die Fische als das mit dem geringsten Persönlichkeitszusammenhalt. Losung des Widders:"Ich bin Ich", Losung der Fische: "Ich bin nichts und doch alles."

Im Jahreslauf bedeutet Widder die Kraft des aus dem Samen brechenden Sprösslings, Fische steht für das Aufweichen und Auflösen der Stofflichkeit am Ende des Winters. Ein Kreislauf ist beendet, in Fische löst sich die Energie aus der Materie, um mit dem Beginn der "nächsten Runde" wieder zur Verfügung zu stehen. So entsteht in den Fischen eine Lebensqualität, die weitestgehend frei ist von stofflichen Begrenzungen.
Um eine bestimmte Distanz zu überbrücken benötigen die meisten anderen Zeichen ihren Körper, müssen am Ort des Geschehens sein, um diesen erleben, erfahren zu können. Ganz anders die Fische: Kraft ihrer Imagination ist es ihnen möglich, die Augen zu schließen und sich in den vorgestellten Ort so einzufühlen, als würden sie sich mit Haut und Haaren dort befinden.

Das Symbol für die Fische wird oft mit dem der Zwillinge verwechselt, weil beide aus einem Paar bestehen. Mit den Fischen sind nicht diejenigen Tierchen angesprochen, die sich in Flüssen oder Seen aufhalten, der Wirkungsbereich dieses Sternzeichens ist das offene Meer, und dies gilt als ein Symbol für die Unendlichkeit, in der sich die Fische treiben lassen. Schwimmen nun beide Fische in unterschiedlichen Richtungen davon, so bedeutet dies für den Durchschnittsfisch einen Verlust des Persönlichkeitszusammenhaltes.
Der ohne seine bessere Hälfte umherirrende Fisch verliert leicht die Orientierung, weiss nicht mehr so genau, wo er sich eigentlich befindet. Vertrottelten Blickes wankt er dann mit dem Rucksack auf dem Rücken durch die Schluchten der Großstädte (gehäuftes Vorkommen in Universitätsstädten) und denkt, er sei im Grand Canyon oder befinde sich im Dschungel auf Großwildjagd - und das alles kostengünstig ohne Drogen. Oh preiset die Einbildungskraft!
Das gefestigtere Pärchen hingegen beweist ein untrügliches Gespür im Umgang mit den Strömungen der Aussenwelt. Ihr gut entwickelter Riecher sagt ihnen, in welche Richtung der neueste Musiktrend geht oder welche Farben und Formen im nächsten Jahr modern sein werden. In einer Gesprächsrunde kommt der ausgefallenste Einfall meist von einem Fisch. Dies muss nicht unbedingt Ausdruck eines Langstreckenahnungsvermögens sein, welches über Bretter und Horizonte anderer hinausreicht.
Sinn und Zweck erscheinen den Fischen suspekt, offene Horizonte könnten verbaut werden; es besteht Angst vor starren Formen und Sackgasssen: Die Angst des Meeres vor dem Deich.

Gern lassen sich Fische durch neues ablenken, fliessen unbeständig, unentschieden und verträumt durch's Leben. Durch die Weite des Erlebens ergibt sich oftmals eine Vielzahl von Ideen, wobei es schwerfällt, einen faszinierenden Gedanken aus der Fiktion in die Tat umzusetzen, zu weit ist oft der Horizont, vieles erscheint ungreifbar und nicht durchführbar. Zuviel an Gaben und zuwenig an Selbstbeschränkung führt zur seelischen Inflation.
Es folgt das Ausklinken aus der Realität und das Versinken in einem Traumreich und in Selbstmitleid ob des Unverständnisses der Welt, wobei die Fische einen der vorderen Plätze auf der Hypochonderrangliste einnehmen.
In Phantasterei und Vorgaukelungen umhergetrieben harren Fische des großen Glücks. Wo die Seelengröße nicht ausreicht, wird auf Drogen zugegriffen, um "neue Horizonte" zu eröffnen. Aus Angst vor der eigenen Weite klammern sich Fische gern an das naheliegende wie Familie und Beruf.
Zusammenbrüche entstehen durch Überschätzung der eigenen Kräfte; geregelte körperliche Betätigung mag dem entgegenwirken. Dennoch ist es schwer, einen Fisch zu zerstören, sie weichen Attacken wie eine Pfütze aus, in die man hineinzutreten versucht. Durch ihre innere Elastizität liegen Fische am Boden, ohne zerstört zu sein. Genauigkeit im Detail geht vielen Fischen ab; sie müssen dabei auf ihren Gegenpol Jungfrau, die Kleinlichkeitsfanatiker mit dem Blick eines Mikroskopes zurückgreifen.
Banales Beispiel Fußball: Die Verteidigung besteht häufig aus Jungfrauen, die mit ihrem eingebauten Rechner auch noch die kleinste Kniescheibenrotation des Gegners kalkulieren können. Der oft fehlende Überblick wird dann durch den Fisch im Tor ausgeglichen, der die Ecke beim Elfmeter nicht weiss, aber dennoch ahnt. Augen zu und fallen lassen, wird schon stimmen: Toni Schuhmacher, Jean-Marie Pfaff.


Sternzeichen Fische


Nicht immer bedeutet die Sensitivität der Fische auch Gefühlswärme. Im Gegenteil. Sie können ihr Einfühlungsvermögen sehr kühl und berechnend einsetzen: "Kalt wie ein Fisch".
Einbildungskraft und Aufhebung persönlicher Grenzen machen den Großteil guter SchauspielerInnen aus, und oftmals dient die angenommene Fremdperson sicher als einziger Halt in einer haltlosen Realität. Kleine Auswahl: Ursula Undressed, Helga Feddersen, Jerry Lewis, Sydney Poitier, Peter Fonda, Gert Fröbe. Auf nur eine einzige Fremdperson beschränkte sich das Auftauchen Jürgen v. Mangers in seinem Tegtmaier. Personifizierter Fisch: Liz Taylor.
Nicht nur deshalb, weil unter den Fischen laut Statistik die meisten AlkoholikerInnen zu finden sind, sondern auch deshalb, weil sie dokumentiert, wie Fische mit Auflösungserscheinungen zu kämpfen haben. Vor Jahren erschien in einer Illustrierten ein Bild von ihr mit einer Unzahl an Kästchen um sie herum verteilt. Der Inhalt dieser Kästchen las sich wie die Artikelliste eines Ersatzteillagers für Körperorgane: Kaum ein Bereich ihres Körpers, an dem nicht etwas weggeschnippelt, repariert oder ersetzt worden ist.
Nichtsdestotrotz zeigt gerade sie, in wieviele verschiedene Erscheinungsbilder ein Fisch hineinschlüpfen kann.
Hier sei auch der Schriftsteller Karl May genannt. Obwohl er die meiste Zeit seines Lebens in Gefängnissen verbrachte, (Ein Fisch schwimmt gegen den Strom.), war es ihm möglich, sich Abenteuer zu erdenken, die Kontinente entfernt spielten und die ihm von seinen zahlreichen Lesern trotz mangelhafter Authentizität dank überwältigender Verzauberungskraft sogar abgenommen wurden. Na ja, und dann diese männlich-edlen Werte...!
Ein Herz für Sklaven (....Frauen) besaß auch Henrik Ibsen in seinem bekannten Roman "Nora". Wer will, kann selbigen ja als ersten Roman der Reihe Frauenliteratur sehen.

In der Kunst gehört zu Fische im Allgemeinen die sensibel fliessende Linie mit einem Stich in's romantisch-verklärte, zu finden bei Michelangelo, Hölderlin und Rudolf Nurejew. Wem die große Gnade zuteil geworden ist, ein Konzert der Gruppe Pink Floyd mit dem Fisch David Gilmour an der Spitze zu erleben, der weiss, was es heisst, in einer fischehaften Orgie aus Licht und Ton zu schwelgen. Gegen das Charisma dieses überragenden Sängers und Gitarristen besitzt ein sprödes Ersatzteillager wie Michael Jackson die Ausstrahlung einer asthmatischen Stubenfliege.

Fische lassen sich meist nicht in die Rubrik treibender Motor einordnen, wie im Falle von David Gilmour schon eher in die Kategorie dahintreibender Motor.
Eine von mir erstellte Statistik besagt, dass in Diskotheken die Disc-Jockeys mit überwältigender Mehrzahl den Wasserzeichen angehören - und dazu gehören auch die Fische. Der Unterschied von Magie und Mystik im Alltag: Im mehr oder weniger tanzwütigen Publikum herrscht stets eine personenübergreifende Grundstimmung, die sich im Verlauf der Tage oder sogar im Verlauf einer Viertelstunde ändern kann (Zeichenwechsel von Mond und/oder Aszendent). Der Magie des Skorpions ist das allemal egal. Unbeirrt nutzt er die Macht seiner Position, die es ihm erlaubt, über die in einer bestimmten Art von Musik enthaltenen Stimmung seine eigenen Gefühle und Launen auf sein Auditorium zu übertragen.
Ganz anders die Mystik der Fische: Diese ist dadurch erfolgreich, dass sie vorhandene Stimmungen unverändert auf sich einwirken lässt und über das Medium Musik reflektiert, will sagen die Stimmung des Publikums so wiedergibt, dass dieses sich in den angebotenen Klängen wohl fühlt, weil das Dargebotene dem augenblicklichen Stimmungspegel adäquat ist und somit auf Resonnanz trifft.
Ein sich von allen Begrenzungen und Festlegungen entfernender Fisch: Jack Kerouac, der jahrelang als Hobo und auf andere abenteuerliche Art durch die Weltgeschichte gondelte.

Wer ein Anliegen an einen Fisch hat, der sollte tunlichst an sein mitfühlendes Verstehen appellieren. Ganz anders als etwa Schütze, der vor dem Handeln erst einmal eine Konferenz einberuft, um den ideologischen Boden zu überprüfen, haben Fische ein sehr undogmatisches, soziales Verantwortungsgefühl. So spielte der Countrymusiker Johnny Cash kostenlos vor den Insassen des berüchtigten amerikanischen Gefängnisses San Quentin (obwohl er sich mit der zu diesem Konzert erschienen Platte bestimmt eine goldene Nase verdiente..).



In den Wissenschaften spukten Kopernikus und Albert Einstein in den Veränderungen von Zeit und Raum herum, und hätten sie nicht die berechnende Gegenkraft der Jungfrau zur Erklärung dieser Phänomene mit Hilfe von Formeln zur Hand gehabt, so hätten sie sich wahrscheinlich irgendwo in der Tiefe des Raumes und der Zeit verloren. Zumal Herr Einstein hatte seine Schwierigkeiten mit den Spielregeln gesellschaftlicher Räume. So wird berichtet, dass er zur Verleihung eines wissenschaftlichen Preises ohne Socken erschien.
Fische denkt sich nicht schritt- oder mosaikweise in ein Thema hinein, wie es die Jungfrau tut, die aus vielen kleinen, scharf beobachteten Segmenten schliesslich ein ganzes zu bilden versucht. Fische ahnt zunächst den großen Zusammenhang, arbeitet wie ein falsch eingestellter Diaprojektor: Sichtbar wird zuerst ein verschwommenes Bild, welches erst im Laufe der Beobachtung an Schärfe gewinnt und sich schliesslich klar zu erkennen gibt.
Otto Hahn gab mit der auflösenden Kraft des Neptun kleinsten Materiepartikelchen Saures. In die Neptun-Fische Analogiekette gehören die Gase, mit deren Kraft beschäftigten sich Gottlieb W. Daimler und Rudolf Diesel, zwei untrennbar miteinander verbundene Namen.

In der Abteilung Oberstinkfische vorbei (?) an Adolf Eichmann (1) und Reinhard Heydrich, (2) zwei traurigen Berühmtheiten, die ihre ganz eigene Vorstellung von zersetzenden Gasen hatten. Auf der angenehmeren Seite schnuppern wir an den betörenden Dünsten ätherischer Öle und Parfüms. Und im Allgemeinen ist der Fisch eher mit einem Wohlgeruch zu vergleichen, die Gattung Raubfisch kommt selten vor, eher schon der friedlich seiner Wege ziehende Karpfen, der nur in Panik gerät, wenn die Situation echt brenzlig wird - und diese Panik ist dann die eines Ertrinkenden beim Schiffbruch.
Im Großen und Ganzen kann man den Fischen den Stempel "Liberal" aufdrücken. Sie mischen sich nicht ungefragt ein, lassen andere gewähren. Fremd sind ihnen die sprühenden Triebanfälle des Widders, ihnen ist das mitschwingende Erleben von Atmosphären weitaus wichtiger als das Tun - es sei denn, sie können für andere hilfreich wirken.
Oft befinden sich die Fische in einer Art Schwebezustand und lassen die Dinge sich entwickeln. Oder, wie ein befreundeter Musiker es ausdrückte: "Wenn der Erfolg nicht von alleine kommt, ich renne ihm nicht hinterher!"

Ein sanftes Miteinander propagierten auch August Bebel, Rosa Luxemburg und - deutlicher geht's schon gar nicht mehr - Rudolf Steiner.
Einer, der nur ganz kurz oben schwamm, weil man ihm seine Liberalität nicht ganz abnehmen wollte: Georg Krentz, kurzzeitiger Herrrscher über die sich auflösende, alte DDR.
Zwei Häuser weiter der Fisch des letzten Jahrhunderts: Michail S. Gorbatschow. Doch ist ihm wohl das gleiche Schicksal beschieden wie Herrn Krentz. In der Politik scheinen Fische nur da am Platz zu sein, wo es um Auflösung verkrusteter Formen und um Liberalisierungsprozesse geht. Ist diese Aufgabe erledigt, scheint der Fisch abtreten zu müssen, um die Aufbauarbeit Menschen aus Sternzeichen mit weniger aufweichenden Eigenschaften zu überlassen.

Wo wäre ein so selbstloses und seelisch betontes Zeichen besser aufgehoben als in helfenden und pflegenden Berufen! So entsprechen den Fischen die Berufe Lehrers, des Pflegers und Arztes. Zumal die Psychologie ist eine geeignete Spielwiese des Seelischen.
Der nicht ganz so begrenzte Fisch öffnet sein Wesen dem Feld der Esoterik: Talent besteht beispielsweise im Umgang mit der Astrologie, der Wünschelrute oder dem Pendel.
Zur Palette der Talente reicht das Hellsehen oder die Funktion als leicht ansprechbares Medium.


Berufsmöglichkeiten
Philosoph, Psychologe, Astrologe
SchritstellerIn, SchauspielerIn, MusikerIn, Disc-Jockey
Nacktmodell
Chemiker, Chemophysiker, Atomforscher, Pharmazeuten,
Pflegeberufe, Apotheker, Drogenhändler, Gastwirt.
Sport: Torwart
Zirkus, Fischerei, Seefahrt


(1) Eichmann, Adolf: SS-Obersturmbannführer. Als Referent im Reichssicherheitshauptamt zuständig für die Deportation der Juden und treibende Kraft bei deren Vernichtung. 1945 untergetaucht. 1960 vom israelischen Geheimdienst in Südamerika aufgespürt und gewaltsam nach Israel entführt. Dort 1962 hingerichtet.
(2) Heydrich, Reinhard: SS-General. Zunächst Chef der Sicherheitspolizei und des SD sowie Chef des Reichssicherheitshauptamtes. Schliesslich stellvertretender Reichsprotektor für Böhmen und Mähren mit Sitz in Prag. Heydrich wurde am frühen Morgen des 27. Mai 1942 im offenen Wagen von tschechischen Partisanen erschossen.


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